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Sequoia Horse Training & Equine Services
Andrea Klemer (EWU Trainer B)
Exclusivkurse & Prüfungslehrgänge

Bericht Problempferd/
Gymnastizierung für Dressur- & Freizeitpferde
mit Andrea Klemer

Von Cordula Breitinger, Reutlingen, Februar 2002

Vor 2 Jahren traf ich durch Zufall auf “Merlin”, ein bayerischer Warmblutwallach mit Papieren. Er sah aus wie 25-30 Jahre alt, er war abgemagert und hatte den Abdruck eines Kutschenzaumes deutlich sichtbar auf seinem Fell. Seine Farbe war graubraun und er hatte einen toten Blick. Bei unserer ersten Begegnung lief ihm Blut aus dem Maul und er hatte eine böse Verletzung am linken Hinterhuf, die bis heute noch nicht ausgeheilt ist. Er war damals 7 Jahre jung und hatte eigentlich die Farbe schwarzbraun.

Das erste Jahr nach dem Kauf war ich damit beschäftigt, Vertrauen aufzubauen. Nebenbei gelang es mir, ihm beizubringen, seine Hinterbeine aufzuhalten.Er hatte Strahlfäule, war teilweise verrenkt und hatte dazu noch Spat (wie sich später herausstellte). Mir war das Reiten deshalb anfangs nicht möglich, dafür hatte Merlin ein riesiges “Schmuseverlangen”. Weil unsere Beziehung so intensiv war, konnte ich anfangs nicht einmal wegfahren. Was den Umgang mit ihm allgemein anging, so hatte ich mit Hilfe der “Join-Up”-Methode grosse Fortschritte im Dominanztraining machen können.
(Foto oben: In diesem erbärmlichen Zustand habe ich Merlin erworben)

Heute sind wir die dicksten Freunde. Sicher baut Merlin auch mal Unsinn, aber das nehme ich ihm nicht übel. Ich habe gelernt, damit umzugehen, wenn er unsere Hierarchie in Frage stellt, im Galopp plötzlich einen Haken in Richtung Ausgang schlägt oder (selten) mal erschrickt. Merlin und ich haben jetzt seit ca. 2-3 Monaten Unterricht bei Andrea Klemer und wir haben es ihr zu verdanken, dass wir jetzt auch beim Reiten gute Fortschritte machen. Wir hatten vorher das Problem, dass Merlin, sobald der Zügel eingesetzt wurde, denn Kopf hoch nahm. Bei mir war es nicht ganz so schlimm, wie bei fremden Reitern, aber auch unter mir traute er sich nicht den Kopf runter zu nehmen. Auf meine Schenkelhilfen dagegen reagierte er.

Wir hatten dann bei den verschiedensten Reitlehrern Unterricht, doch alles half nicht. Manchmal war es die ersten zwei Tage ansatzweise besser, aber nach dem dritten Tag war wieder alles so schlimm wie vorher. Langsam wurde mir klar, dass es vielleicht an der Dressur (oder dem dort ausbildungstechnisch sehr starr gelehrten Weg) liegen könnte, denn Merlin verband diese Art von Ausbildung als “Zwang ohne offene Türe” und das löste bei ihm Panik aus. Der letzte Reitlehrer riet mir, Merlin zum Schlachter zu bringen, weil er nach seiner Methode immer extremer wurde. Merlin musste (mit Dreieckszügeln verschnallt) “eingeschnürt” schwankend geradeaus laufen. Der Reitlehrer war der festen Überzeugung, das mein Sitz an Merlins Verhalten Schuld ist. Merlin reagierte auf diese Ausbildungssmethode mit noch grössere Verspannung und öfteren Panikattacken.

Als Merlin sich dann vor 4 Monaten losriss und mir dabei in den Magen trat, wusste ich nur eines: Es muss sich was ändern. “Das Pferd wird Dich noch umbringen!” und “DU schaffst es eh nicht, ihn vernünftig zu reiten” hörte ich von allen Seiten. Da erwog ich selbst schon, Merlin wegzutun. Doch innerlich konnte ich es nicht. Ich habe ja nur zwei wirkliche Freunde, meine Boxerhündin Sally und eben Merlin. Und mal ehrlich, einen Freund zum Schlachter zu bringen - das liegt mir fern!

Aus verschiedenen Gründen suchte ich dann auch einen neuen Stall und rief Andrea Klemer an, weil ich dachte, sie könnte mir bezüglich eines Stalles/ einer Box weiterhelfen. Sie nannte mir einige Ställe, wo ich nachfragen konnte. Als wir auf mein Pferd zu sprechen kamen, erklärte ich ihr mein Problem mit Merlin und erzählte von seiner schlimmen Vergangenheit. Es sprudelte nur so aus mir heraus und Andrea hörte aufmerksam zu. So kam es dann auch, dass Andrea mir anbot, uns mal kennenzulernen und so vereinbarten wir einen Termin in vier Tagen. Andrea nahm sich 1 1/2 Stunden Zeit für uns. Sie machte mit uns einige gymnastizierende Übungen im Stand, im Schritt und im Trab und liess mich unterschiedliche Tempi reiten, je nachdem, wie nachgiebig Merlin war. Nach dieser ersten Stunde ging Merlin teilweise schon locker ohne Hilfszügel vorwärts-abwärts. Das war das erste Mal für ihn ohne Zwang und ich merkte, dass ihm das gefiehl. Nach drei Tagen lief es schon super im Schritt und Trab und heute erkenne ich ihn kaum wieder. Er schnaubt alle 5-10 Minuten ab, kaut zufrieden und bekommt keine Panikattacken mehr. Aber auch psychisch ist er jetzt viel ausgeglichener und weniger schreckhaft als früher. Was er hin und wieder noch macht, ist sich ablenken lassen und rumschauen. Mit Andrea’s Hilfe ist dies aber auch kaum noch ein Thema, mit seinen “Tests” kann ich wie gesagt inzwischen gut umgehen. Falls er mal faul ist und ich mit Gerte reite, so ist diese eher für Merlin’s Optik gedacht, als für seine Flanke.

Heute bin ich stolz sagen zu können, dass ich ein Pferd habe, was mir sehr viel Freude macht und mit dem ich zurecht komme. Dafür werde ich Andrea niemals genug dankbar sein können. Später, wenn Merlins Vertrauen zu mir als Reiter stark genug ist, werden wir uns entscheiden müssen, ob wir uns auf Dressur oder Western spezialisieren wollen. Egal wie wir uns entscheiden, Andrea wird uns begleiten. 

Momentan kommt mir Dressur sehr stumpfsinnig vor und die Dressurreiter, die ich bisher gesehen habe, machten mir leider nicht den Anschein, auf ihr Pferd zu “hören”. Die meisten “knechteten” ihre Pferde und zwangen sie zur Mitarbeit. Ausserdem finde ich, dass manches in der Dressur Pferden doch eigentlich fremd ist. Es wird dabei auch kaum auf die Psyche des Pferdes eingegangen und darauf, wie ein Pferd motivierter lernen kann. Western ist da ein ganzes Stück anders. Erst durch die Übung des Rollback (Drehung auf der Hinterhand mit gleichzeitigem Angaloppieren) war es z.B. möglich, mein Pferd auf der rechten Hand im korrekten Galopp anspringen zu lassen. Andrea hat es auch geschafft, uns Seitengänge “rauszukitzeln”. Kurzum, ich glaube nicht, dass wir wieder zurück zur reinen Dressur gehen, vielleicht noch für ein Turnier. Nun ja, warten wir’s ab. Vielleicht trifft ja auch Merlin selbst die Entscheidung, denn ihn geht es schliesslich was an...

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